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Depression: Versuch eines Perspektivenwechsels

Vorbemerkung: Die Inhalte dieses Blogbeitrages wurden im bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Der Autor erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit und möchte diesen Beitrag als Anregung verstanden wissen. Es ist eine Möglichkeit, die ernsthafte Erkrankung Depression zu erklären/betrachten und die Anregung zur Expression, sprich «sich auszudrücken», kann hilfreich sein. Was jedoch im Einzelfall richtig und nötig ist, muss dringend mit Fachpersonen eruiert werden. Jeder Mensch ist individuell, einzigartig und hat das Recht auf eine ihm und seiner Situation abgestimmte Behandlung.

Depression ist eine Reaktion des Organismus, welche man als «Einfrier-Reaktion» bezeichnet. Sie ist eine Bewältigungsstrategie, die vom sympathischen Nervensystem (Sympathikus) ausgelöst wird.

Was bedeutet der Zustand des «Einfrierens» oder «Herunterfahrens»? 

Wenn du an Depressionen leidest, ist dein Nervensystem in einem Zustand des «Herunterfahrens» . Dies ist sozusagen der Gegensatz zum «Kampf oder Flucht» -Zustand, in welchem dein Körper Gefahr wahrnimmt und Angst bekommt. (siehe «biologische Stressreaktionen)

Im «Einfrier-» oder «Herunterfahr-Zustand» sieht dein Körper keinen anderen Ausweg mehr; Kampf oder Flucht sind nicht mehr möglich. Und deshalb wird dein Körper taub, um dich zu schützen. Depressionen sind deshalb nicht das «eigentliche Problem», sondern ein Problemlösungsversuch deines Organismus’ auf ein Problem.
Das äußert sich in dem Wunsch, sich zu verstecken, sich zurückzuziehen oder eine Art Winterschlaf zu halten, um Energie zu sparen und uns vor der Bedrohung zu schützen. Ich nahm es auch wahr, als würde ich eine riesige Mauer um mich herum bauen um möglichst nichts mehr an mich heran zu lassen.

Niemand wacht eines Tages plötzlich mit Depressionen auf. Dieser Prozess hat lange vor dem Auftreten der ersten Symptome begonnen.
Ursachen für eine Depression können sehr vielseitig, vielschichtig und unterschiedlich begründet sein. Um dem auf den Grund zu gehen, diese Ursachen zu erkennen, zu lösen, los zu lassen und neue Denk-und Handlungsmuster kennen zu lernen und zu verinnerlichen, braucht es meiner Meinung nach professionelle Hilfe.


Wie kommt es dazu? 

Das Gegenteil von Depression ist der Ausdruck oder Expression. Es mangelt an der Möglichkeit, Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse auszudrücken. Man kann nicht trauern, Wut nicht zeigen, Enttäuschung nicht ausdrücken, eigene Bedürfnisse werden an die Bedürfnisse anderer hintenan gestellt. Gefühle von tiefer Traurigkeit, Einsamkeit, das langsame Wegbrechen von zwischenmenschlichen Beziehungen, Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, ein Gefühl der Leere, der Taubheit, negative Gedanken und Selbstkritik – das sind oft nicht die offensichtlichen Dinge, die wir von aussen zu sehen bekommen.

Eine Person kann glücklich, lächelnd und «normal» funktionierend erscheinen, doch hinter geschlossenen Türen kann sie in einen vollkommen tauben Zustand fallen, weil es so viel Energie kostet, den Anschein des «Normalen» oder «alles gut» aufrecht zu erhalten. .

Was kann man tun? 

Eine wichtige Komponente bei der Heilung von Depression ist bestimmt der Ausdruck von Depression (=Expression) in einem sicheren und mitfühlenden Raum, nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper. Dies soll nicht mit großen emotionalen Entladungen verwechselt werden (die durchaus auch hilfreich sein können). Der Ausdruck sollte auf eine nachhaltige Weise geschehen, welche die Kapazität unseres Nervensystems respektiert. Große, intensive Entladungen können manchmal zu viel auf einmal sein.

  • Alle Art von Kreativität kann hilfreich sein: Malen, Zeichnen, Schreiben von einem Tagebuch mit Fokus auf «wie habe ich mich dabei gefühlt», Musik machen, Singen…
  • Viele Arten von körperzentrierter Aktivitäten können auch unterstützend wirken. Wieder Körperempfindungen zu haben, sowohl durch eigene Tätigkeit, als auch im passiver/empfangender Position: Yoga, Pilates, Sport (wenn nicht als Leistungsport betrieben), körperzentrierte Therapien wie Massagen, Reiki, Chraniosakral-Therapie, Somatic-Experiencing, Kinesiologie, TCM…
    Sich um seinen Körper kümmern ist von zentraler Bedeutung. Dies kann unter umständen auch eine medikamentöse Behandlung bedeuten.
  • Meditation, Atemtechniken können helfen die Spitzen der akuten Krisensituationen etwas zu brechen und das Nervensystem in Momenten des Stress rascher zu beruhigen.
  • Achtsamkeitsübungen können hilfreich sein, den Hyperfokus auf die körperlichen Symptome umzulenken und den «Blick» wieder etwas zu weiten und zu öffnen. (Beispiel: 5-4-3-2-1 Übung)
  • Bewusstseins- oder Bewusstwerdungs-Übungen können helfen, das negative Selbstbild, welches bei Depressionen oft auftritt, zu relativieren und einen realistischeren Blick auf sich selbst zu bekommen. (Beispiel: Ich-bin-Baum Übung)

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Depression zu behandeln. Welche die Passende für dich und deine individuelle (Lebens-)Situation ist, gilt es zu entdecken und auszuprobieren. Doch etwas vom Wichtigsten ist:

Leide nicht still! Habe Mut und sprich über deine Empfindungen, Gedanken und Ängste. Suche dir professionelle Hilfe.

Anlaufstellen für den Notfall und weiter Tipps rund um das Thema
Depression findest du hier:

– 143 «Die dargebotene Hand»
– 147 «Hilfetelefon für Kinder und Jugendliche»
– 0848 801 109 (Angst- und Panickhilfe Schweiz)
– Deine Hausärztin oder dein Hausarzt
Equilibrium (Verein zur Bewältigung von Depression)
Wie geht es Dir (Kampagne zur Förderung mentaler Gesundheit)

Nicht zu vergessen ist, dass Familien und Freunde von an Depression erkrankten Personen Unterstützung benötigen um ihre Angehörigen zu begleiten und dabei selbst gesund zu bleiben.

– 0800 840 400 «Stand by you»
selbsthilfe.ch Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige

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